BUNDjugend  

Zukunftskommission Landwirtschaft

Es geht um unsere Zukunft. Wir wollen sicherstellen, dass die Perspektiven, Ideen und Visionen junger Menschen berücksichtigt werden!

Der Abschlussbericht

Zukunftskommission Landwirtschaft fordert Transformation des Landwirtschafts- und Ernährungssystems

Das Wichtigste in Kürze: Am 29.06. hat die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) einstimmig ihren Abschlussbericht verabschiedet. Alle Mitglieder waren sich einig, dass eine Transformation der Landwirtschaft dringend nötig ist. Der Bericht enthält ein klares Bekenntnis zum 1,5 Grad Ziel des Pariser Klimaabkommens. Das gemeinsame Zukunftsbild der Landwirtschaft von BUNDjugend und Landjugend dient dem gesamten Bericht als Leitbild. Als Maßnahmen empfiehlt die ZKL u.a.:
o öffentliche Fördergelder (wie z.B. die GAP-Zahlungen der EU) nur noch für Leistungen zu vergeben, die der Gesellschaft zugutekommen, wie zum Beispiel Umwelt- und Klimaschutz
o eine Reduktion des Konsums und der Produktion tierischer Produkte
o die Förderung gesunder und nachhaltiger Ernährung, einschließlich der Förderung von nachhaltig produzierten Lebensmitteln in Gemeinschaftsverpflegungen.

Im Juli 2020 hat die Bundesregierung eine neue Kommission einberufen: die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL). So kamen im letzten Herbst 31 Vertreterinnen aus der Landwirtschaft, dem Umwelt- und Tierschutz, dem Bereich Wirtschaft und Verbraucherinnen sowie der Wissenschaft zusammen, um darüber zu beraten, wie die Landwirtschaft sozial, ökologisch und ökonomisch tragfähig gestaltet werden kann. Myriam Rapior aus unserem Bundesvorstand war als jüngstes Mitglied mit dabei! Nach neun Monaten intensiver Diskussion hat die Zukunftskommission am 29. Juni schließlich ihren Abschlussbericht einstimmig.

Als BUNDjugend sehen wir in dem Abschlussbericht ein klares Bekenntnis dazu, dass eine Transformation des Landwirtschafts- und Ernährungssystems dringend nötig ist. Trotz teilweise sehr unterschiedlicher Sichtweisen und zeitweise auch sehr kontroverser Debatten innerhalb der Kommission war letztendlich doch für alle Beteiligten klar: ein „weiter so“ ist ökologisch, ökonomisch und sozial nicht tragbar und verlagert die Lasten des heutigen Systems unverhältnismäßig auf junge und zukünftige Generationen! Der ZKL Bericht zeigt: Eine Transformation ist nicht nur aus ökologischen Gründen dringend geboten, sondern auch aus ökonomischer Sicht, da das bisherige System weitaus mehr negative Folgekosten (in Form von Umwelt- und Gesundheitskosten) verursacht als die nötige Transformation.

Öffentliche Gelder für öffentliche Leistungen

Die ZKL empfiehlt in ihrem Bericht eine breite Palette von Maßnahmen, um dieses Ziel zu erreichen. So sollen beispielsweise in Zukunft alle öffentlichen Fördergelder einer neuen Logik folgen: öffentliche Gelder sollen öffentliche Leistungen honorieren! Das betrifft zum Beispiel auch den größten Fördertopf der EU, die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP). Bislang wurden die Fördergelder zu einem großen Teil pauschal nach der Größe der Fläche eines Betriebes verteilt. In Zukunft sollen diese Gelder daran geknüpft sein, dass ein Hof einen positiven Beitrag z.B. zum Klimaschutz oder zum Schutz der Biodiversität leistet. Laut ZKL soll dies bis 2034 geschehen, also innerhalb der nächsten zwei EU-Förderperioden. Hier hätten wir uns als BUNDjugend mehr Tempo gewünscht, da wir ein Ende der pauschalen Flächenförderung schon zum Ende der nächsten Förderperiode (2028) gefordert hatten. Es gibt jedoch auch die ZKL-Empfehlung, zur Halbzeit die Wirkung auf Klima und Umwelt zu prüfen und gegebenenfalls noch einmal nachzubessern, sodass wir uns in Zukunft ein noch ambitionierteres Vorgehen erhoffen.

Weniger tierische Produkte; Verbesserung für Saisonarbeitskräfte

Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Empfehlung der ZKL, den Konsum tierischer Produkte und einhergehend die Produktion deutlich zu reduzieren. Erst vor kurzem hatte sich auch der Bürgerrat Klimaschutz zu 76% dafür ausgesprochen, für den Klimaschutz weitestgehend auf den Konsum tierischer Produkte zu verzichten. Das zeigt: die ZKL steht mit ihrer Empfehlung nicht allein da, sondern wird von einem breiten Querschnitt der Bevölkerung unterstützt!

Darüber hinaus werden im Abschlussbericht auch verschiedene soziale Themen behandelt. Hier begrüßen wir besonders, dass eine Verbesserung der Lage von Saisonarbeiter*innen gefordert wird und darüber hinaus Maßnahmen empfohlen werden, die spezifisch Frauen und junge Menschen in der Landwirtschaft fördern sollen.

Was fehlt

Natürlich ist der Abschlussbericht ein Kompromisspapier und auch wir mussten in einigen Punkten Abstriche machen. So hatten wir uns beispielsweise eine klarere Abkehr von einer exportorientierten Landwirtschaft, die am Weltmarkt orientiert ist, gewünscht. Auch wenn dies nicht ganz so deutlich im Bericht verankert ist, nehmen dennoch insbesondere im Zukunftsbild der Jugend, aber auch an anderen Stellen des Berichts die Empfehlungen hin zu mehr regionalen Kreisläufen und der Ausbau regionaler Produktions-, Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen eine wichtige Rolle ein.

Jugendbeteiligung wirkt

Last but not least zeigt die Arbeit in der ZKL deutlich: Jugendbeteiligung wirkt! Wo teils verhärtete Fronten herrschten, sind die beiden Jugendvertreterinnen, Myriam Rapior von der BUNDjugend und Kathrin Muus von der Landjugend, mit gutem Beispiel vorangegangen. Gemeinsam haben sie eine Vision zur Zukunft der Landwirtschaft entwickelt, die nun einen zentralen Platz im Abschlussbericht einnimmt und den nachfolgenden Empfehlungen als Kompass dient. Das zeigt: wenn jungen Menschen keine strukturellen Hürden in den Weg gelegt werden, können sie wertvolle Perspektiven einbringen und einen substanziellen Beitrag zum politischen Geschehen leisten! Das wünschen wir uns auch für zukünftige Prozesse!

Fazit

Die Arbeit in der Kommission hat gezeigt, wie wichtig ein guter Dialog zwischen verschiedenen Interessensgruppen und die Bereitschaft, die jeweils andere Position zu verstehen, sind. Ein erster Schritt in die richtige Richtung wurde getan – jetzt müssen dringend Handlungen folgen! Wenn wir das 1,5 Grad Ziel einhalten und den Verlust der Biodiversität stoppen wollen, brauchen wir dringend schnelle und ambitionierte politische Maßnahmen! Somit ist der Abschlussbericht der ZKL auch eine klare Handlungsaufforderung an die neue Bundesregierung, dass es in der Agrarpolitik endlich einen Kurswechsel braucht, den die Politik in den vergangenen Jahren ganz klar verschlafen hat!

Link zur PM: https://www.bundjugend.de/zukunftskommission-landwirtschaft-fordert-transformation-der-landwirtschaft/

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